Sprachzeichen als psychische Grösse
"Sans le langage, la
pensée est une nébuleuse vague et inexplorée."
Ferdinand de Saussure
Inhaltsangabe des Textes
In diesem Text von Adamzik (2004) werden auf folgende Themen eingegangen und erklärt.
Die Sprache als Zeichen und die beiden Seiten davon. Die
Repräsentationssysteme welche die Verbindung von Eindruck (signifié) und
Ausdruck (signifiant) arbiträr in unseren Köpfen mit eignen Assoziationen
verknüpfen. Die Sprache wird als Mittel für die Kommunikation anhand eines
Textbeispiels erklärt, welches insofern veranschaulicht, was geschieht, wenn
die sprachlichen Zeichensysteme willkürlich verändert werden. Zu guter Letzt
werden die Besonderheiten des Wertes des Zeichens erklärt.
Die Sprachzeichen als Grösse
Zwei Seiten
der Sprache werden beleuchtet, die lexikalische Einheit, die erlernt werden
muss und die psychische Grösse, wenn ein Wort mit Bedeutung versehen und im
Gehirn abgespeichert wird. Es werden also Zeichenkörper mit der entsprechenden
Bedeutung verbunden. Inhalt und Ausdruck werden zu einer Einheit. Diese
Verbindung ist arbiträr/willkürlich. Nur wenige Worte/Zeichen wiedergeben das
Gemeinte in ihrer Form. Dies sind in diesem Fall die Interjektionen oder
Onomatopoetika, wie sie von Saussure genannt wurden. Die Inhaltsseite wird in
unseren Köpfen ganz verschieden gebildet, nämlich durch unsere persönliche
Wahrnehmung, Erlebnisse oder Assoziationen. So ist das Wörterverständnis im
Gehirn, mit dem unseres gleichsprachigen Mitmenschen oft ganz verschieden. Dies
komponiert zwischenmenschliche Missverständnisse.
Die Ausdruckseite (signifiant) Viele Lautenfolgen sind auf Beobachtungen
beruhend, Einzelphänomene, wir müssen eine Vorstellung von diesen lautlichen
und grafischen Komponenten haben, somit kann man in konkreten Realisierungen
ein Element wiedererkennen. Psychisch wird das abstrakte Schriftbild
gespeichert. Saussure nennt dieses image acoustique, dafür wird der Terminus
signifiant ein. Signifié und signifiant bilden das sprachliche Zeichen, das
signe linguistique.
Textbeispiel
Am Morgen blieb der alte Mann lange im Bild liegen, um neun läutete das
Fotoalbum, der Mann stand auf und stellte sich auf den Schrank, damit er nicht
an die Füsse fror, dann nahm er seine Kleider aus der Zeitung, zog sich an,
schaute in den Stuhl an der Wand, setzte sich dann auf den Wecker an den Teppich
und blätterte den Spiegel durch, bis er den Tisch seiner Mutter fand.
Der Mann fand das lustig und er übte den ganzen Tag und prägte sich die
neuen Wörter (Wortbedeutungen) ein. Alles wurde umbenannt, er war jetzt kein
Mann mehr, sondern ein Fuss, und der Fuss war ein Morgen und der Morgen ein
Mann...
Der alte Mann im grauen Mantel konnte die Leute nicht mehr verstehen,
viel schlimmer war jedoch, dass sie ihn nicht mehr verstehen konnten. Er sagte
nichts mehr. Er schwieg und sprach nur noch mit sich selbst.
Dieses Textbeispiel verdeutlicht die feste Zuordnungskonvention im
Rahmen des sprachlichen Systems. Im Geiste ruft ein signifiant (Eindruck)
unmittelbar den dazugehörigen signifíe (Ausdruck) hervor und andersherum.
Sprachliche Zeichen haben also eine Konstanz. Wer willkürlich Veränderungen
vornimmt, kann mit dem gegebenen Sprachsystem nicht mehr kommunizieren. Genauso
wie dieser Mann im Beispiel.
Abb1: http://wschulze.userweb.mwn.de/CL/CL/img31.jpg
Die
Konventionalität der sprachlichen Zeichen hat eine grosse Bedeutung.
Sprachzeichen funktionieren nur im Rahmen des Systems einer Sprache.
Die relative
Motiviertheit bedeutet, dass die vielen Einzelteilchen einer Sprache sich oft
gegenseitig erklären. Die selbsterklärende Kraft liegt auf systeminternen
Beziehungen. Das Prinzip der Eigenschaften (Konventionalitäten) der Zeichen
wird dadurch eingeschränkt, jedoch nicht aufgehoben. Als Beispiel nehmen wir
den signifiant dreizehn für 13, dies ist einfacher als den signifiant aus
«treize» und «trois» herzuleiten. Dreizehn ist in diesem Fall stärker motiviert
als «treize».
Die aussersprachliche Welt
Die
«Saussurische» Vorstellung, lässt den Bezug von Sprachzeichen auf die Welt
völlig weg, vielmehr geht es ihr um die psychischen Grössen. Das Modell des
sprachlichen Zeichens nach Saussure ist ein Gegenkonzept zu Vorstellungen,
welche direkt auf einen Gegenstand schliessen. Saussure vertritt die
Auffassung, dass es ausserhalb der Sprache keine klaren Vorstellungen gebe
nichts sei bestimmt, ehe die Sprache in Erscheinung trete.
Die Sprache
dient nicht ausschliesslich zur Bezeichnung der Wirklichkeit, sondern sie ist
die Notwendigkeit um Wirklichkeit geistig zu erfassen, zu strukturieren und
klare Konzepte auszubilden.
Die Bedeutung
gewinnen die Eindrücke (signifiés) aus der Abgrenzung ihnen verwandter
Eindrücke. Sie sind somit Systemgebunden. Die Systemgebundenheit sprachlicher
Zeichen, gibt ihnen den sogenannten Stellenwert (valeur). Trotzdem, steht die
Sprache und ihre Zeichen in einer Beziehung zu Gegenständen und der Welt, diesen
Bezug nennen wir Referenz.
In der folgenden Abbildung wird dieser Bezug klargestellt.
Abb2: http://hispanoteca.eu/Linguistik/sa/Zeichen-Saussure-Winfried-Ulrich.gif
In einem Parole-Akt, referiert der Sprecher mit Zeichen auf einen
Referenten. Das Wort «Schaf» referiert für ein lebendiges, geschlachtetes oder
sogar ein Stofftierschaf, jedoch ist dieses Wort nicht geeignet um auf ein Auto
zu referieren. Also nutzen wir beim Sprech-Akt eine aktuelle Referenz, welche
jedoch immer eine potenzielle Referenz bleibt, weil sie auf mehreres referieren
kann, je nach Kontext, steht ein und dasselbe Wort für etwas anderes.
Ein Beispiel von Saussure: Bei einer Tischszene können die Worte engl.
«mutton» und das franz. «mouton» für dasselbe referieren. Ausserhalb dieses
aktuellen Systems, ist die Bedeutung nicht eindeutig.
Zitat von Ferdinand de Saussure,
"Un système linguistique est une série de
différences de sons combinée à une série de différences d'idées ; mais
l'appariement d'un certain nombre de signes acoustiques avec autant de coupures
faites dans la masse de la pensée engendre un système de valeurs."
Quellenangaben:
Abb1: http://wschulze.userweb.mwn.de/CL/CL/img31.jpg
Abb2: http://hispanoteca.eu/Linguistik/sa/Zeichen-Saussure-Winfried-Ulrich.gif
Adamzik, K.
(2004). Sprache: Wege zum Verstehen. Basel: Francke Venag.
Commentaires
Enregistrer un commentaire